Penelopeia

donnerstag, 01. september 2016, 18 Uhr

öffentliche GeneralprobePenelopeia // A different story“

Kammermusiktheater von Mela Meierhans für Mezzosopran, Sprecher und Klangschaukel
nach Texten von Margaret Atwood, Homer und Carolin Emcke

Achtung! Ort: TAK Theater Berlin, Kleines TAK

Die Idee zu „Penelopeia“ basiert auf „The Penelopiad“ (deutsch: „Die Penelopiade“), einer Erzählung der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood: sie schildert die Odyssee aus der Sicht der wartenden Penelope.

Zwanzig Jahre währte Odysseus Abwesenheit aus Ithaka. Zwanzig Jahre warte Penelope auf ihn. In „The Penelopiad“ verschiebt die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood den Fokus des griechischen Mythos weg vom Helden Odysseus und erzählt die Geschichte aus der Sicht der Wartenden, aus der Perspektive Penelopes – der Tochter, Mutter, Ehefrau und handelnden Staatsfrau. Die Komponistin Mela Meierhans verknüpft Atwoods Werk mit Passagen aus Homers „Odyssee“ und Texten der Journalistin, Autorin und Friedenspreisträgerin Carolin Emcke und stellt ausgehend vom Mythos die Frage, wie Menschen mit Krieg und Gewalt umgehen und wie sich davon überhaupt erzählen lässt.

Uraufführung im Rahmen des Musikpodiums Zürich am 10.September 2016. Eine Koproduktion mit dem Kulturmarkt Zürich. Weitere Vorstellungen am 13. und 14. September im Kulturmarkt sowie am 17. und 18. September im Filter4 in Basel.

Einen Trailer zur Werkstattaufführung im atelier oh-r42 vom 30.01.2016 finden Sie hier.

Leslie Leon © Marianne Heide

Eindruck aus der Werkstattaufführung 30.01.2016
Leslie Leon
© Marianne Heide

Besetzung:
PenelopeLeslie Leon
OdysseusDaniel Fueter
Sprecherin im BildBirgit Kolkmann

Komposition und künstlerische Leitung Mela Meierhans
RegieMichaela Dicu
IdeeLotte Greschik
Live-ElektronikDaniel Plewe
Klangschaukel Mela Meierhans
Bühnenraum und LichtgestaltungMariella von Vequel-Westernach
KostümeMarianne Heide
Schmied / Klangobjekte / KlangschaukeldesignHolger Rüdrich
ProduktionsleitungHelena Tsiflidis

Mit finanzieller Unterstützung durch Stadt Zürich – Kultur, Kanton Zürich – Fachstelle Kultur, Ernst Göhner Stiftung, Pro Helvetia, LANDIS & GYR STIFTUNG, Mariann Steegmann Foundation, FONDATION SUISA und oh-r 42 e.V..

Übrigens – By The Way 28.05.2016

samstag, 28. mai 2016, 18 Uhr

Atelierkonzert “Übrigens – By The Way”

une pièce radio-phonique

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mit
Andrea Schieffer Lesung
Thea van WolandText
Kamilya JubranOud und Stimme
Mela MeierhansPräpariertes Klavier

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Kamilya Jubran, Mela Meierhans und Andrea Schieffer, Foto: Charlotte Frisch

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Mela Meierhans, Foto: Charlotte Frisch

Eine Frau schreibt 25 Jahre an ihre beste Freundin in Wien. Diese Briefe sind der Ausgangspunkt für Übrigens.
Ein „Zu-Hörspiel“ dessen Text eine junge Deutsche in der Mitte der sechziger Jahre portraitiert die durch die Tatsache einer ungewollten Schwangerschaft ihr Streben, ihre Ziele und Träume mit einer unvereinbaren Realität konfrontiert sieht.

Der Versuch das Bild einer Mutter zu zeichnen, die Umrisse einer Abwesenden zu fassen. Der Versuch einer unmöglichen Begegnung.

Übrigens ist der Versuch das Rohmaterial mit den höchst subtilen und originellen Klangwelten der Komponistinnen Mela Meierhans und Kamilya Jubran zu verflechten. Intimität mit Unendlichkeit konfrontieren.

Wie hört man Haut? Was hört man unter der Haut? Wie hallen Träume wider? Welche Rhythmik hat die Enttäuschung? Welche Geschwindigkeit die Langeweile? Können Klang, Wort und Sinn sich verflechten? Verweben? Wo findet es statt?

Übrigens will eine Untersuchung dieser Innenwände, dieser Membranen realisieren.

————————————————————————————————–

Une femme écrit pendant 25 ans à sa meilleure amie à Vienne.

Cette correspondance est le point de départ du projet Übrigens. Une pièce à entendre dont le livret dresse le portrait d’une jeune allemande du milieu des années soixante, que sa condition de mère célibataire pousse dans une réalité incompatible avec ses aspirations, ses rêves et projets de vie. C’est la tentative de tracer un portrait de mère, de saisir les contours d’une absente. La tentative d’une rencontre impossible.

Übrigens tente de tisser son matériau brut avec l’univers sonore sophistiqué et délicat des compositrices  MMeierhans et KJubran, pour explorer l’intime face à l’infini. Comment écoute-t-on la peau ?

Qu’est-ce que l’on entend en-dessous de la peau? Comment résonne l’origine du rêve? Quelle est la rythmique de la déception? Quelle peut être la vitesse de l’ennui?

Le son, le mot et le sens, peuvent-ils s’entrelacer? Se tisser? Où cela a-t-il lieu?

Übrigens se veut une visite de ces parois, de ces membranes.

 

 

Andrea Schieffer - Schauspiel

Andrea Schieffer – Schauspiel

…ist geboren in Hamburg. Lebt und arbeitet seit über 25 Jahren in Paris. Schauspielerausbildung am Conservatoire National Supérieur d’Art Dramatique.

War auch beschäftigt als:

  • Lektorin für Hörspiel bei France Culture / Radio France
  • dramaturgische Beratung für die compagnie les piétons de la place des fêtes
  • dramaturgische Beratung /assistenz für die compagnie bagages de sable
  • Lektorin „deutsch“ bei Gallimard
  • Schauspieler-Coaching auf Deutsch und Englisch
  • Kuratorin der Gretchenstrecke und Installation Recht-Egg-Klang-Bild für den „Osterspaziergang“ Frankfurt/Main
Kamilya Jubran - Komposition

Kamilya Jubran – Komposition

…ist eine palästinensische Sängerin und Instrumentalistin, die seit vielen Jahren in Paris lebt. Sie singt auf Hocharabisch und vertont moderne arabische sowie ins Arabische übersetzte Gedichte. Seit 2000 tritt Kamilya Jubran nicht nur in arabischen Ländern, sondern auch in Europa mit unterschiedlichen eigenen Musikprojekten (Mahattaat, Wameedd) und einem Soloprogramm auf. Neben eigenen Songs enthält ihr Programm Gedichtvertonungen verschiedener Autoren.

www.kamilyajubran.com

Mela

Mela Meierhans – Komposition

Penelopeia-Fragmente 30.01.2016

Samstag, 30. Januar 2015 um 18 Uhr

Werkstattaufführung
mit Texten von Margaret Atwood, Carolin Emcke und Homer

Mela Meierhans – Komposition
Leslie Leon – Mezzosopran
Daniel Fueter – Sprecher
Lotte Greschik – Regie
Michaela Dicu – Dramaturgie
Jonas Siepmann – Live-Elektronik, Mitarbeit Klangschaukel
Mariella Vequell von Westernach – Lichtgestaltung, Bühne
Holger Rüdrich – Instrumentenbau
Marianne Heide – Kostüm
Birgit Kolkmann – Sprecherin (Texte von Carolin Emcke)

Zwanzig Jahre lang währte Odysseus’ Abwesenheit aus Ithaka. Zwanzig Jahre lang wartete die brave Ehefrau, Penelope, auf ihren Mann, zog den gemeinsamen Sohn auf und wehrte sich gegen die aufdringlichen Freier, die Odysseus’ Platz einnehmen wollten. Dies alles erzählt Homer in seiner „Odyssee“ und doch stellt sich die Frage, ob wir wirklich die ganze Geschichte kennen. In ihrer 1982 erschienenen Novelle „The Penelopeiad“ erzählt die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood den Mythos aus der Perspektive der Wartenden und lässt die Frauen zu Wort kommen, die in der Heldengeschichte Homers ein Statistendasein fristen.

Die Komponistin Mela Meierhans verknüpft Atwoods Werk mit Übersetzungen aus Homers „Odyssee“ und neuen Texten der Journalistin und Autorin Carolin Emcke, um die Beweggründe der Protagonisten im Mythos offen zu legen. Sie zeigt Penelope als Tochter, Mutter und Ehefrau, als handelnde Staatsfrau, die in Odysseus Abwesenheit seine Geschäfte weiterführt. Sie gibt den durch Odysseus getöteten Mägden eine Stimme, sucht nach der Antriebsfeder in seinem Handeln und befreit ihn von der Bürde des mythologischen Helden.

Die erste Werkschau in diesem Jahr gab einen exklusiven Einblick in das vielschichtige Projekt, das als Uraufführung im September 2016 im Rahmen des Musikpodiums Zürich, in Koproduktion mit dem Kulturmarkt Zürich gezeigt wird.

Leslie Leon © Marianne Heide

Leslie Leon
© Marianne Heide

Daniel Fueter © Marianne Heide

Daniel Fueter
© Marianne Heide

Bewegte Stimme 21.11.2015

Samstag, 21.november 2015, 18 Uhr

Ausschnitte aus dem Soloprogramm von Bettina Grube

“tsuya studies” für Stimme und Tanz

sowie der Ausstellung „schriftbilder“ von Anna Maria Bürgi

 

Aus dem Solo-Programm von Bettina Grube:

„Die Alte“ von Botho Strauss (*1944) aus:

“Erinnerung an einen, der nur einen Tag zu Gast war“ mit „Dream Images“ aus Makrokosmos von George Crumb (*1929), aus dem Programm des MondEnsembles “Viele Scherben wenig Schaden“.

Botho Strauß schildert in poetischer Sprache eigene Erfahrungen. Eine alte Frau lebt zurückgezogen, ganz eingesponnen in ihrer Erinnerungswelt und erkennt die Tochter nicht mehr. Ein Hinübergleiten der Mutter in eine andere Welt und das Erwachen in ihr beschließen dieses Seelengemälde.

Adagio von Franz Schubert (1797-1828) aus der Sonate in c-moll, Deutsch-Verz. 958

Eine eurythmisch musikalische Bewegungs-Interpretation.

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Bettina Grube – Eurythmie

Bettina Grube blickt heute auf eine langjährige Bühnentätigkeit als freischaffende Eurythmistin zurück. Sie war tragendes Mitglied von Ashdown Eurythmy, von Tierkreis-Projekt zur documenta IX und Mitbegründerin des MondEnsembles. Ausgebildet zur Sprachgestalterin und Eurythmistin hat sie über 30 Jahre hinweg in einer Vielzahl von Bünenprojekten mitgewirkt. Als erfahrene Dozentin hat sie die in 2007 neu eröffnete Hamburger Eurythmieausbildung 4.D raum für eurythmische ausbildung und kunst mit initiiert.

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Roswitha Meyer-Wahl – Sprache

Roswitha Meyer-Wahl ist seit 1980 als Sprecherin und Schauspielerin immer wieder für die Eurythmie (Eurythmie-Bühne Hamburg, MondEnsemble u.a.) tätig. Unterschiedlichste szenische Literaturprojekte sind im Laufe der Zeit zusammen mit Kollegen entstanden. Sie ist als Dozentin für Sprachgestaltung und Theater am Seminar für Waldorfpädagogik in Hamburg tätig und bringt regelmäßig Inszenierungen mit Laien auf die Bühne.

Karin van Buiren

Karin van Buiren – Klavier

Karin van Buiren unterrichtete nach Konzerttätigkeit im In- und Ausland viele Jahre als Dozentin für Klavier und Pädagogik am Hamburger Konservatorium und an der Musikhochschule Lübeck sowie am Musikseminar Hamburg. Fortbildungskurse für Pianisten führen sie regelmäßig nach Russland und Japan. Heute ist sie Mitglied des Leitungsteams von MenschMusik Hamburg und unterrichtet dort Klavier, Korrepetition und Instrumentalpädagogik.

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Rob Barendsma – Regie, Choreographie, Kostüme

Rob Barendsma übte 15 Jahre lang eine eurythmische Lehrtätigkeit aus (Schule für Eurythmische Art und Kunst Berlin, Eurythmie-Schule Hamburg, Alanus-Hochschule Alfter). Er arbeitete freiberuflich als Choreograph, Kostümbildner, Komponist und Regisseur sowohl für Eurythmieproduktionen als auch für Tanzprojekte, Musicals und für das Fernsehen. Als Kostümbildner arbeitete er in Holland mit namhaften Künstlern wie Hans van Manen und Jiri Kilian zusammen. Heute lebt er in Spanien und ist als Choreograph und Kostümbildner international tätig. Er realisierte u.a. die Eurythmieproduktion Mimage (2003), als auch Musicals in Spanien und Korea (DisneyWorld). Darüber hinaus ist er als Gastdozent in der Ausbildung von Eurythmisten an der Alanus Hochschule tätig.

 

tsuya studies für Stimme und Tanz, stellt eine Vorarbeit für den vierten Teil der Jenseitspentalogie, tsuya (Nachtwache), dar.

Ein sehr persönlicher und wichtiger Bezug der Komponistin zu japanischer Kultur und Religion besteht seit ihrer Kindheit: Durch ihre Mutter, die Malerin und Zazen-Praktizierende Anna Maria Bürgi, wurde sie früh mit der strengen Meditationspraxis des Zazen und der abstrakt erweiterten Kalligraphie vertraut gemacht, die so auch Teil ihres eigenen Lebens wurden. Das Bühnenbild von „tsuya“ soll aus diesem Grund mit den Bildern der Malerin gestaltet werden. Im Atelier zeigen wir an diesem Wochenende bereits eine Auswahl an neuen Schrift-Bildern der Malerin.

Unbenannt

Im Mittelpunkt dieses vierten Teiles der Pentalogie steht tsuya, die nächtliche Totenwache der Verwandten und Freunde des/der Verstorbenen. In Fortsetzung der künstlerischen Recherchen zum ersten, zweiten und dritten Teil der Pentalogie, Tante Hänsi, Rithaa und shiva for anne liegt der Fokus nun auf Toten- und Trauerritualen des Buddhismus und Shintoismus. Hieraus soll für tsuya eine musikalische Form für Kammerensemble entwickelt werden.

Wir zeigen eine Studie für Tanz und Stimme, die mit einem einzigen haiku[1] – in deutscher sowie in japanischer Sprache – arbeitet und dieses in zwölf verschiedenen Variationen vertont.

Blätter fallen nie

vergebens – überall

der Klang der Glocken

uso ni chiru
ha mo nashi yomo no
kane no koe

嘘に散る 葉も無し四方の 鐘の声

Das haiku stammt aus einer Sammlung von Todesgedichten japanischer Zenmeister_innen.

Das für die Komposition ausgewählte stammt von

CHORI, Zenmönch,

gestorben am neunzehnten tag im zehnten monat 1778 im alter von neununddreissig jahren[2]

Es ist wohl einzigartig, dass es in Japan eine Tradition gibt, welche – anstelle eines Testamentes –   ein Abschiedsgedicht an das Leben verfasst.

Untersucht wird hier die Möglichkeit, Tanz nicht als Abbild von Musik oder Sprache darzustellen, d.h. nachzuempfinden, sondern beide Elemente, Tanz und Stimme, werden wie ZWEI eigenständige Instrumente behandelt.

Der Tanz wird (in der Partitur) genau wie die Stimme notiert, mit Intervallen oder Buchstaben oder auch Bewegungsskizzen. Es werden auch Laut- und Toneurythmie vermischt, manchmal in einer auch nur kurzen Sequenz hin- und hergewechselt, je nachdem, womit sich die Spannung, der Inhalt, die Form an dieser Stelle am besten vermitteln lässt.

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tsuya XII

Die Tänzerin kann dabei auch Eigeninitiative einsetzen, sie bekommt einen autonomen Spielraum, in dem sie die Bewegung im Raum, die Wege, Orte – d.h. die Choreografie (Bettina Grube) – mitgestalten kann, ja soll, da ihre Erfahrung nicht notiert werden kann (zumindest nicht von der Komponistin); Mela Meierhans kann dazu nur Anregungen geben, z. B Anweisungen wie „möglichst statisch“ oder „schnelle Abfolge“ etc.

Der Gesang soll sich auch in die Bewegung hinein begeben und umgekehrt, die Tänzerin spricht stellenweise auch.

“Was mich insbesondere fasziniert ist, dass ich so ‘Stille komponieren’ kann.

Ich habe nun das haiku in den Teilen I-VI traditioneller – d.h. ohne Improvisationsspielraum – notiert. In den Teilen VII-XII habe ich eine ähnliche Struktur gewählt, bin aber freier mit der Notation umgegangen, was immer auch eine größere Mitgestaltung der Ausführenden bedeutet. Die Teile VII-XII sind somit Variationen der Variation…

I-VI sind auch meditativer gehalten als VII-XII, welche mehr in den Raum hineingreifen.

Die inhaltliche Umsetzung des haikus hat aber noch nichts mit dem Totengedenken – Teil IV der Jenseitspentalogie – zu tun, sondern soll aufgrund der Erfahrungen mit diesen Studien weitergeführt werden.” Mela Meierhans

mit

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Mela Meierhans – Komposition

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Charlotte Frisch – Bewegung   © Charlotte Fischer

Leslie Leon

Leslie Leon – Stimme, Mezzosopran

Bettina Grube – choreografische Umsetzung, Regie
Katja Nestle – Kostüme

[1] traditionelle japanische Gedichtform; gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt

[2] Die Kunst des letzten Augenblickes, Yoel Hoffmann, Herder, s.116

Atelierkonzert und Ausstellung 19. und 20.09.2015

Samstag, 19. September 2015, 18 Uhr KOnzert und ausstellung
sonntag, 20. september 2015, 12-18 Uhr ausstellung

Atelierkonzert “Fragmente – Konstellationen II” und Ausstellung
Laura Gallati & Leslie Leon | mit Malerei von Bignia Corradini

Mela Meierhans (*1961) – A-a (1999/2000, nach einem verborgenen Text)
Franz Schubert (1797-1828) – Schwanengesang (1828, nach Texten von Ludwig Rellstab und Heinrich Heine)

mit:
Laura GallatiKlavier                                                                                                         Leslie LeonMezzosopran

Leslie Leon und Laura Gallati arbeiten seit Jahren an Programm-Konzepten, die zeitgenössische und klassische Liedliteratur miteinander konfrontieren, verändern, erweitern, verfremden und schon Bekanntes in ein anderes Licht tauchen wollen.

Programmfolge
A-a I

Liebesbotschaft (Ludwig Rellstab)

Kriegers Ahnung (Ludwig Rellstab)

Frühlingssehnsucht (Ludwig Rellstab)

A-a II

Ständchen (Ludwig Rellstab)

Aufenthalt (Ludwig Rellstab)

In der Ferne (Ludwig Rellstab)

Abschied (Ludwig Rellstab)

A-a III

Der Atlas (Heinrich Heine)

Ihr Bild (Heinrich Heine)

Das Fischermädchen (Heinrich Heine)

A-a IV

Die Stadt (Heinrich Heine)

Am Meer (Heinrich Heine)

Der Doppelgänger (Heinrich Heine)

A-a V

 

A-a – Version für Stimme und präpariertes Klavier

Das fünfsätzige Werk bezieht sich auf ein nicht genanntes Gedicht von Ingeborg Bachmann. Mit A-a macht Mela Meierhans den Schritt in eine neue Werkphase. Es markiert im Schaffen der Komponistin den Übergang von Melodie und Durchführung zum Fragment und zur Netzstruktur, vom Vokalklang zum Geräusch.

„[Die] Linien und Melodien und Schichten […] haben angefangen, mich zu behindern und zu stören. Und das zu zerstören ging nur, indem ich das erst einmal anders notiert habe.“ Mela Meierhans

Anfangs- und Schlusssatz, Einklang und Ausklang, ebenso wie der Mittelteil, Zwischenklang, korrespondieren formell und strukturell miteinander. Perkussion und Stimme sind klanglich homogen gedacht. Sie heben sich von den in der musikalischen Gestik vollkommen andersartigen Teilen II und IV ab.

Der Text ist nur als Subtext vorhanden. Pro Wort konzipiert die Komponistin jeweils ein musikalisches Fragment, dieses trennt sie in Silben und Phoneme, ändert deren Reihenfolge und chiffriert den Text auf diese Weise. Die Ausführung bestimmt die Sängerin. Jedem Fragment sind drei weitere stimmliche Parameter zugeordnet, die die Dynamik, Tonveränderungen durch Glissandi, Stimmtechnik bzw. –färbung betreffen. Hier bestimmt die Komponistin die Parameter Dauer des Fragmentes in Sekunden durch mehrere Variationen der Fibonacci-Reihe. Teil II und IV des Werkes sind als interaktive Partituren zu verstehen. Das Tonmaterial ergibt sich durch Umwandlung ausgewählter Buchstaben in Töne.

Foto 28.03.

Abb. C 7: A-a, Stimme, II,1, Fragment 4

Ein wichtiger Aspekt der Komposition ist die für das Werk der Komponistin neuartige, experimentelle Notationsweise. A-a ist auch ein Notationsexperiment. Ihr geistiger und kreativer Hintergrund hat nicht nur Auswirkungen auf dieses Werk, sondern eröffnet eine ganze Schaffensphase, die explizit den Verzicht auf Linien und Melodien postuliert.

Leslie Leon

 

Schwanengesang

Der „Schwanengesang“ ist nach „Die schöne Müllerin“ und „Winterreise“ Schuberts dritter und letzter Liedzyklus, geschrieben wenige Monate vor seinem Tod 1828.

Schubert bleibt auch da der Wanderer am Abgrund. In den sieben Texten von Ludwig Rellstab und den sechs von Heinrich Heine – ernst und sehnsüchtig bei Rellstab, ironisch-abgründig bei Heine – dreht sich viel um Heimat, um Abschied und Ferne: so in „Liebesbotschaft“, „Kriegers Ahnung“, „Aufenthalt“, „In der Ferne“, „Abschied“ im ersten Teil. („…es ist keine Heimat hier, sondern eine erinnerte. Nirgends ist Schubert der Erde ferner, als wo er sie zitiert“ Th.W. Adorno);  phantasmagorischer dann im zweiten Teil: in „Der Atlas“ und „Die Stadt“ werfen Schubert und Heine einen verzweifelten Blick auf die Unerträglichkeit der Welt, während „Ihr Bild“ und „Das Fischermädchen“, auch „Am Meer“ Heines gebrochenen Umgang mit Liebesverlust in Schuberts kongenialer Ausweitung davon aufzeigen. Die innere Zerrissenheit, das unbestimmte Sehnen durchziehen den ganzen Zyklus. „Schwanengesang“ ist also insgesamt schon weniger geschlossen als  „Die schöne Müllerin“ und „Die Winterreise“; zudem unterscheiden sich der erste und zweite Teil des letzten Schubertwerkes. Des Kriegers Ahnung von nicht realem Liebesglück, jedoch realer Todesangst, oder die scheinbare Idylle des Ständchens, bewegen sich, mehr in der Musik als im Text, in immer existenziell bedrohten Träumen. Jedoch erst bei den Heine-Vertonungen im zweiten Teil kippt dieses sich aus Unglück hinwegträumen um in zwei der schwärzesten Werke der Liedliteratur überhaupt. Das Lied „Die Stadt“ ist ein visionärer Entwurf in die musikalische Zukunft: die dem Wellenschlag abgelauschte monotone Bewegung des Klavierparts könnte hundert Jahre später bei Debussy stehen, scharf kontrastiert gezackten Trauermarsch in Stimme und Klavier in beethovenschem c-moll. Beim „Doppelgänger“ kündigt sich schließlich Zerrüttung pur an – das Ende ohne Perspektive. Geschwunden ist der letzte Hoffnungsschimmer und aller falsche Trost, dass es nur ein Traum sein könnte: Die Klavierbegleitung konzentriert sich auf eine sechsmal wiederholte, auf der Stelle tretende Abfolge von vier kahlen Akkorden (eine Referenz an das B A C H – Motiv) – die Zeit des Singens war für Schubert damit endgültig vorbei.

Laura Gallati

 

Bignia Corradini wurde 1951 in Zürich geboren und lebt seit den 70er Jahren in Berlin. An der UdK Berlin studierte sie Malerei bei Prof. Hermann Bachmann. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Ihre Werke sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Auftragsarbeiten im Bereich Kunst und Architektur. Für weitere Informationen: http://www.bigniacorradini.ch/

Fallen_150x 170cm_2015                                         »Fallen«, 150 x 170cm, Acryl auf Leinwand, 2015. © Bignia Corradini

Musik und Malerei brauchen einander nicht zwingend. Aber bei manch einem klingt es in den Ohren, während er mit den Augen durch ein Gemälde wandert und verschiedenartige Farbelemente sieht. Im Hören von Musik sehen andere vor ihrem inneren Auge Farben oder Bewegungen im Raum, sich selbst oder Stücke von Welt.

Bignia Corradini hat das Atelierkonzert von Leslie Leon und Laura Gallati schon einmal gehört und Werke ausgesucht, die sich anbieten, um wechselseitige Bezüge zwischen Musik und Malerei entdecken zu können.

Können wir im Sehen und Zuhören unsere Sinne schärfen für das Hören und Sehen? Beeinflusst die Wahrnehmung der einen Kunst, wie wir die andere erleben? Was lässt sich gegenüberstellen? Das können visuell und akustisch einzelne Partikel oder Splitter sein, aber auch rhythmische Abfolgen, Dynamiken, Passagen. Sowie man bei den Liedern manchmal mehr auf die Stimme hört und der Gesamtklang transparent wird, so treten auch in den Bildern Geflechte und Bewegungen mal deutlicher hervor oder ziehen sich wieder zurück in die Gleichzeitigkeit der Farbelemente. Scharfkantig setzen sich einzelne Flächen in den allmählichen und den unvermuteten Übergängen voneinander ab. Ebenso nehmen wir im Konzert nicht nur die einzelnen Stücke wahr, sondern achten auch auf die Art der vielfältigen Übergänge zwischen den Liedern von Franz Schubert und zwischen Schuberts romantischen und Meierhans´ zeitgenössischen Werken.

…»Ein Anschießen von Widersprüchen, Kontrasten, Ungleichartigem, das im Aufeinandertreffen momentan verharrt, stockt. Die Bilder stocken, ihre Bewegtheit liegt ganz und gar im Stocken, geht darin auf. Stockend erscheinen sie bewegt. Eine äußerste Versammlung von Dynamik in der wechselseitigen Brechung der Bildelemente«…  (Robert Kudielka, zur Malerei von Bignia Corradini, Herbst 2000).

Buchvernissage, Ausstellung und Konzert 30.05.2015

Samstag, 30.Mai 2015, 18 Uhr

Buchvernissage, Ausstellung und Konzert
„EXPIRER“

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Anna Maria Bürgi und Claudia Sutter am 30. Mai 2015 © Johanna Gisela Bechen

 

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(Tryptichon) „Nirgends wohnen nur im Wort 7“ 2011/12 (©ccf)

Anna Maria Bürgi Malerin, Buchvorstellung
Claudia Sutter Komposition, Klavier und Rezitation

Am 30. Mai 2015 präsentierte Anna Maria Bürgi ihren neuen Bildband „EXPIRER“ (Ausatmen), mit Tagebuchauszügen von 1974 bis 2013

Claudia Sutter sang, spielte und sprach Anna Maria Bürgis Tagebuchtexte. Sie hüllt sie ein in einen poetisch durchlässigen Mantel aus Musik. Sie schafft musikalische Untergrund-Flächen und Hintergründe, die Gesagtes vertiefen oder kontrapunktieren. Dabei werden die Inhalte reflektiert in Tontupfern, akkordischen Bändern, sowie Geräuschhaftem, in Linienfäden und Liedfragmenten.

Aufgeschrieben und zu Bild gebracht, hat sie diese Notizen auf Reisen nach Kairo und New York. Aber auch an ihrem heutigen Lebens- und Schaffensort Vaux La Douce in Frankreich. «Das letzte Ausatmen ihres 2011 verstorbenen Mannes Kurt Meyerhans gab ihr die Kraft für das nun vorliegende Werk.» Anna Maria Bürgi selber sagt es so: «Nahe Menschen verabschieden sich für immer. Ich bleibe zurück, noch lebe ich. Ich atme aus, ich atme ein. Und dieses EINATMEN ist so stark, dass ich das LEBENDIGE dieser Botschaft in Farbe und Sprache weitergeben möchte.»

Der Leser begleitet die Künstlerin vorerst nach Kairo (2007). In klassischer Geradlinigkeit, aber unglaublich farbig ihre Tagebuchblätter vom Land der Pyramiden. Anna Maria Bürgi selber schreibt dazu: «Ich fand eine neue Bildsprache, Strenge der Komposition, verwendete sogar Scotch-Bänder, weil sonst alles so ausfliessend war. Mein Herz sprang über.»

Ganz anders der Aufenthalt in New York 2010. Anna Maria Bürgi schwärmt: «Ich flog über Meer, Städte, Weiten und fand eine neue Bildsprache in New York.» Aber eben auch: «Die Weltmacht überzeugt mich in ihrem politischen Verhalten nicht.» Die Bildeinträge sind voll Leben. Explosiv, widersprüchlich auch. Im dritten Teil des Buches kehrt Beschaulichkeit ein. Die Künstlerin ist nun in Vaux la Douce und hält fest: «Die Natur ist meine RESSOURCE.»

Und da findet die Obwaldnerin denn bei Bildern von einzigartiger Schönheit und Dichte Worte, die einen ebenso leicht trösten wie erschrecken mögen: «Die Zeit ist meine Uhr ohne Zeiger, sonst werde ich verrückt.» (Romano Cuonz, Neue Zuger Zeitung, 14.03.2015)

Die komplette Rezension der Neuen Zuger Zeitung (13.03.2015): 13.3.15_NeueZugerZeitung amb

Mehr Informationen zum Leben und Schaffen von Anna Maria Bürgi unter www.annamariabuergi.ch

Bestellung des Bildbands „EXPIRER“

 

Claudia Sutter

Die Pianistin, Sängerin, Komponistin, Lyrikerin und Sprecherin, erhielt ihre Ausbildungen an den Hochschulen Basel und Luzern und ist Trägerin des Edwin Fischer-Gedenkpreises für Klavier. Sie spielte als Pianistin des Trio Basilea bis 2011 (internationale Preise und weltweite Konzerttätigkeit/CDs.)

Als Komponistin schrieb sie Werke wie unfassbar – die Hommage an den Komponisten Robert Suter (CD 2012 beim Guild-Verlag, London), die Kammeroper Lancelot bist du tot, Uraufführung 2013 in der maison 44 Basel, opus.epos, der Liederzyklus auf Verse von Publius Ovidius Naso, Nelly Sachs und Claudia Sutter, Uraufführung 2013 in Le Salon bleu, Basel sowie Lieder und Chants. Am Tag der Poesie im September 2013, 14 war Claudia Sutter mit Lesungen ihrer Gedichte zu Gast.

Sie ist seit 1998 Künstlerin und Veranstalterin von Le Salon bleu, wo die Kombination Konzert / Lesung seit Beginn Grundlage ihrer Programme war. Die Soirées umfassen Hommages an Künstler, Dichter, Denker und autonome Produktionen: u.a. Hommages an Victor Hugo mit „Choses vues“, an Anton Kuh mit „von Goethe abwärts“, Lilli Kraus mit „die grosse Unbekannte“ oder „J’ai deux Amours“ – Heinrich Heine in Paris.

Wichtige Werke sind ihre präzisen Montagen von Text und Musik wie „Variations sérieuses“, (Mendelssohns Variationenwerk für Klavier, tongenau verwoben mit den „Exercices de style“ des französischen Existentialisten Raymond Queneau) oder „Auf lose Worte gelegt“, Theodor Fontanes Novelle Immensee, dramaturgisch verschränkt mit Johannes Brahms‘ Violinsonaten. „Ce que j’n’ai pas vécu“ – ist das programmatische Nachdenken über Vergänglichkeit und Zeitgefühl, „heimlich heimisch ungeheuer“ –beschäftigt sich mit sprachlichen Botschaften aus alten Schweizer Dialekten und Volksliedern. Eines der neusten Werke Sutters ist „Der Wolf im Schafsballkleid“, wo sie dem Wolf als Projektionsfläche für das Böse nachgeht in Fabeln, Sagen, Zitaten und der Erzählung „La Chèvre de Monsieur Séguin“ von Daudet.

www.lesalonbleu.ch

Atelierkonzert 22.11.2014

Samstag, 22. November 2014, 18 Uhr

Atelierkonzert
kamilya jubran et sarah murcia en duo

Foto: Christophe Charpenel 2013

Foto: Christophe Charpenel 2013

mit:
Kamilya Jubran – Oud und Gesang
Sarah Murcia    – Kontrabass und Gesang

KAMILYA JUBRAN & SARAH MURCIA en DUO

Kamilya Jubran, Sängerin und Oudspielerin, war die Stimme von Sabreen, eine der einflussreichsten palästinensischen Gruppen, bevor sie sich in Europa niederließ und hier bis heute innovative musikalische Konzepte realisiert. Besonders wichtig ist ihr die Verbindung von Stimme und Oud mit elektronischen Environments, die sie beispielsweise mit Werner Hassler oder als Gast beim Projekt Benzine mit Frank Vaillant entwickelt. Für das Musiktheater „Rithaa – ein Jenseitsreigen II“ (2010) bestand eine enge Zusammenarbeit mit Mela Meierhans.

Sarah Murcia, Kontrabassistin und Sängerin verfolgt seit zwanzig Jahren eine breitgefächerte Karriere, etwa in der Jazzszene mit der Band Magic Malik oder mit dem Projekt Las Ondas Marteles. Daneben spielt sie im Duo Beau Catcheur mit Fred Poulet und im Quartett Caroline, das sich musikalisch zwischen Post-Rock und Avant-Jazz positioniert.

Beide Musikerinnen trafen 1998 zum ersten Mal aufeinander und beschlossen, gemeinsam zu experimentieren und ein Terrain zu betreten, dass der Kombination von Oud, Kontrabass und Stimme eine neue Richtung geben sollte.

Nach der Zusammenarbeit von Mela Meierhans mit Kamilya Jubran 2010 in „Rithaa – Ein Jenseitsreigen“, Jenseitstrilogie Teil II, Arabische Klagegesänge und Trauerrituale, das in Berlin (MaerzMusik) und Basel (Gare du Nord) uraufgeführt wurde und Sologastspielen von Kamilya 2011 und 2012 im atelier oh-r42 wird dieses Duo-Konzert 2014 ein November-Highlight in Berlin sein.

 

Publikum im atelier oh-r42

Publikum im atelier oh-r42

Kamilya Jubran

Kamilya Jubran

Sarah

Sarah

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kamilya Jubran, Mela Meierhans                                         Foto © ccf

Kamilya Jubran, Mela Meierhans

alle Fotos © ccf

CD-Release 30.08.2014

30. August 2014, 18 Uhr

CD-Release
Mela Meierhans cd-release
phase1_soloduotrio

CD -Release

CD -Release

 

Konzert-Performance mit Ausschnitten und Improvisationen:

Laura Gallati, Klavier             Laura Gallati kl

Fritz Hauser, Perkussion       Fritz  Hauser

Leslie Leon, Stimme            Leslie Leon

 

Mela Meierhans
phase1_soloduotrio
© 2014 NEOS Music GmbH – www.neos-music.de

Die CD  versammelt frühe Solo-, Duo- und Trio-Werke der Komponistin:

A-a (1999/2000) für Stimme und Perkussion
Enigma (1999/2000) für Stimme, Perkussion und präpariertes Klavier
Triton (1989) für Klavier solo
Orpheus (1999/2000) für Stimme solo
Cordes Ouvertes (1995/96) für Violine solo und Elektronik

 

Enigma (1999) für Stimme, Perkussion und präpariertes Klavier

Enigma ist ein wichtiges Beispiel für den Einsatz von Melodie und Linie, Parameter, die die Komponistin nach 1999 sehr reduziert einsetzt. Die Komposition von Enigma fällt in eine Zeit, in der Mela Meierhans sich intensiv mit dem Œuvre der österreichischen Autorin Ingeborg Bachmann beschäftigt – auch Orpheus vertont das gleichnamige Gedicht Bachmanns. 1999/2000 entsteht schließlich A-a nach einem ungenannten Gedicht der Autorin und 1999 schließlich die Enigma-Adaption für Stimme, präparierten Flügel und Perkussion. Orpheus, A-a und Enigma Trio fasst Mela Meierhans im Damelacker Liederzyklus zusammen.
Es beeinflusst maßgeblich dessen formale Struktur. Im Topos des Enigma sieht die Komponistin ein „Sprachgebilde mit paradoxen Aussagen“ und deutet es als einenKlagegesang“, ein Sujet, das die Komponistin bis heute immer wieder aufgreift. Die formale Struktur der Komposition ergibt sich aus einem visuellen Schlüsselerlebnis der Komponistin.
Plötzlich war das Blatt, das weiße, gleich stark wie der Text. Ich habe den Text nicht mehr nur als Text gesehen, sondern Text und Leerzeichen als Teile eines Ganzen. Mela Meierhans
Grundlage der dreiteiligen Komposition ist es, die Relation von 
Text, Pause und gestalteter Stille bzw. gestaltetem Leerraum auszuloten, also Worte und Buchstaben ebenso wie Leerzeichen in Klang umzusetzen.

 

Triton (1989) für Klavier solo

Das fünfsätzige Werk ist der Pianistin Laura Gallati gewidmet, die 1990 die Uraufführung spielt. Triton ist das erste zeitgenössische Werk von Mela Meierhans. Der Kanton Luzern, damaliger Wohnsitz der Komponistin, vergibt im Rahmen der Künstlerförderung einen „Werkbeitrag“, für den sich die Komponistin bewirbt und gewinnt. Mit Laura Gallati, Mitglied der Jury, beginnt eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit, die bis heute andauert. Triton ist inspiriert von Arnold Schönbergs „Sechs kleine Klavierstücke“ op. 19, ein für die Komponistin und Pianistin Mela Meierhans zentraler Zyklus. Die Schönberg-Miniaturen entstehen im Jahr 1911, Teil VI in Erinnerung an den im selben Jahr verstorbenen Gustav Mahler. Die wesentlichen Merkmale des Zyklus’, seine sechsteilige Anlage und die extreme Kürze der einzelnen Sätze, überträgt Mela Meierhans auf ihr Stück. In den Schlusssatz webt die Komponistin den Glockenklang aus Arnold Schönbergs Werk ein. Mela Meierhans’ Titel rekurriert auf den intervallischen Fokus des Werkes, den Tritonus. Die musikalische Gestik ist vom sparsamen Einsatz der Mittel, einer teilweise pausendurchsetzten, von minimalistischen Wiederholungen und liegenden Klängen gefärbten musikalischen Faktur bestimmt.

 

A-a (2000) für Stimme und Perkussion

Das fünfsätzige Werk bezieht sich auf ein nicht genanntes Gedicht von Ingeborg Bachmann und ist ein Auftragswerk für das Duo „canto battuto“[1]. Mit A-a macht Mela Meierhans den Schritt in eine neue Werkphase. Es markiert im Schaffen der Komponistin den Übergang von Melodie und Durchführung zum Fragment und zur Netzstruktur, vom Vokalklang zum Geräusch.
[Die] Linien und Melodien und Schichten […] haben angefangen, mich zu behindern und zu stören. Und das zu zerstören ging nur, indem ich das erst einmal anders notiert habe. Mela Meierhans
Anfangs- und Schlusssatz, Einklang und Ausklang, ebenso wie der Mittelteil, Zwischenklang, korrespondieren formell und strukturell miteinander. Perkussion und Stimme sind klanglich homogen gedacht. Sie heben sich von den in der musikalischen Gestik vollkommen andersartigen Teilen II und IV ab.
Der Text ist nur als Subtext vorhanden. Pro Wort konzipiert die Komponistin jeweils ein musikalisches Fragment, dieses  trennt sie in Silben und Phoneme, ändert deren Reihenfolge und chiffriert den Text auf diese Weise. Die Ausführung bestimmt die Sängerin. Jedem Fragment sind drei weitere stimmliche Parameter zugeordnet, die die Dynamik, Tonveränderungen durch Glissandi, Stimmtechnik bzw. –färbung betreffen. Durch das exakte, für beide Instrumente verbindliche Metrum ist das Zusammenspiel kompositorisch genau festgelegt. Hier bestimmt die Komponistin die Parameter Dauer des Fragmentes in Sekunden durch mehrere Variationen der „Fibonacci-Reihe“[2]. Teil II und IV des Werkes sind als interaktive Partituren zu verstehen. Das Tonmaterial ergibt sich durch Umwandlung ausgewählter Buchstaben in Töne.
Ein wichtiger Aspekt der Komposition ist die für das Werk der Komponistin neuartige, experimentelle Notationsweise. A-a ist auch ein Notationsexperiment. Ihr geistiger und kreativer Hintergrund hat nicht nur Auswirkungen auf dieses Werk, sondern eröffnet eine ganze Schaffensphase, die explizit den Verzicht auf Linien und Melodien postuliert.

 

Orpheus (1999) für Stimme solo

Orpheus nach dem Gedicht „Dunkles zu sagen“ von Ingeborg Bachmann ist ein Stück für mittlere Stimme und geöffneten Flügel. Das Werk ist vor der Kammerensemble/Elektronik-Version von Enigma das erste einer Reihe von „Klagegesängen“ (siehe Enigma). Die Ausführung der Komposition hat eine szenische Komponente: Die Sängerin singt – um einen Nachhall zu erzeugen – in den Flügel hinein und realisiert eine dynamische Variationsbreite durch stetige Veränderung des Abstands zwischen Oberkörper und Saiten. Es entsteht eine fließende Bewegung, ähnlich einer getanzten Choreographie. In diesem Solo-Stück verdichtet sich die Klage in der Figur des Orpheus, dessen Lyra die Komponistin akustisch durch die schwingenden Saiten des Flügels fassbar macht.
Zu der Zeit, als ‚Orpheus’ entstand, habe ich mich sehr intensiv mit der Zirkuläratmung beschäftigt, vor ‚Orpheus’ komponierte ich ‚Na?’ für Horn und sieben Windinstrumente, gleichzeitig ‚sacht ä’ für Ensemble mit Klarinette. Dieses Atmen war ein großes Thema zu der Zeit. Mela Meierhans
An den Beginn und an den Schluss des Stückes stellt Mela Meierhans sieben markante geräuschhafte Ereignisse: Danach folgt das gesungene Wort „Orpheus“.
Hier gelingt der Komponistin eine musikalische Umsetzung des zyklischen Atmens: die Sängerin holt in großen Atemzügen Luft und gibt sie zunächst stimmlos luftig, dann mit starkem Luftgeräusch und schließlich auf einem liegenden Ton in Bruststimmlage wieder ab. Die Saiten schwingen analog der Frequenzen der gesungenen Töne der Sängerin mit, so dass ein sich in Tonhöhe und Dynamik verändernder Klang vom Flügel zu hören ist und mit der Stimme der Sängerin eine Mehrstimmigkeit erzeugt wird. Durch seine direkte, assoziative Textumsetzung ist Orpheus ein Beispiel für eine besonders klare und enge Verbindung zwischen Musik und Text: die Aussage des Textes wird durch die Vertonung verstärkt und erweitert. Die gesungene Linie wiederum potenziert die Amalgamierung von Text und Musik, denn sie gibt Orpheus einen stimmlichen Ausdruck, die Stimme atmet für ihn, singt für ihn, verkörpert ihn. Und sie klagt, weint, liebt – denn sie begegnet dem Tod.

 

Cordes Ouvertes II (1995/96, elektronisch bearbeitete Fassung 1999) für Violine solo

Dieses Werk ist eine Hommage die Kindheit der Komponistin. Sie gibt der Erinnerung an ihr erstes, noch unbeholfenes Geigenspiel im Alter von drei Jahren einerseits und die große Welt der – vor allem zeitgenössischen – Musik ihres Vaters, des Geigers, Bratschisten und Performers Kurt Meyerhans einen kompositorischen Ausdruck. Die zu Hause abgehaltenen Proben des vom Vater gegründeten Amos-Trio sowie seine Tonbandcollagen prägen Mela Meierhans’ gesamtes Schaffen. Das Werk ist eine sehr persönliche Hommage an ihren Vater.

Leslie Leon 14.05.2014



[1] Eva Nievergelt, Sopran, Christoph Brunner, Perkussion

[2] unendliche Reihe von Zahlen (den Fibonacci-Zahlen), die jeweils folgende Zahl ergibt sich durch Addition ihrer beiden vorherigen Zahlen: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13,…; benannt nach Leonardo Fibonacci.

 

2. Werkstattaufführung 02.02.2014

Zweite Werkstattaufführung, Werkstattgespräch
„Shiva for Anne“ Jenseitstrilogie, Teil III / Mela Meierhans

mit:
Ina Boesch
Fritz Hauser
Leslie Leon
Mela Meierhans

Shiva - Proben

Shiva for Anne – Proben

Die Jenseitstrilogie

„Seit 2006 beschäftigt sich die Komponistin Mela Meierhans mit Totenklagen und Trauerritualen in den monotheistischen Religionen und Kulturen Christentum, Islam und Judentum.
Der erste Teil (2006) der Jenseitstrilogie drehte sich um volkschristliche Rituale in der Schweiz, der zweite (2010) um volksislamische im arabischen Raum, der dritte Teil (geplant für 2014) wird sich mit der „Shiva“, dem jüdischen Trauerritual auseinandersetzen.
(…)
Nicht von ungefähr heisst es: Drei Tage weinen, sieben Tage klagen, dreissig Tage trauern. Ein wichtiges Element der jüdischen Trauerrituale (und zentral für die jüdische Kultur) ist die Erinnerung. So dient die Schiwa, während der die Angehörigen sieben Tage zu Hause sind und Verwandte, Freunde und Bekannte des/der Toten empfangen, dem Austausch von Erinnerungen. Dieser Tatsache trägt die Komposition Rechnung.“

siehe:
www.meierhans.info
TEIL III der JENSEITSTRILOGIE

Atelierkonzert 30.11.2013

Atelierkonzert
ESSAYS
von Mela Meierhans

ESSAYS I – V und VI – X  von Mela Meierhans, Komposition (2006 / 2012) für Stimme, Tanz und präparierten Flügel
nach Gedichten von Nijolė Miliauskaitė

Leslie Leon, Stimme / Charlotte Frisch, Tanz / Oliver von Klot-Heydenfeldt, Klavier / Raminta Lampsatis, Klavier

mit einer Einführung zu der litauischen Dichterin Nijolė Miliauskaitė (1950 – 2002) durch Frau Prof. Dr. Raminta Lampsatis

Charlotte Frisch & Leslie Leon

Charlotte Frisch & Leslie Leon

Charlotte Frisch

Charlotte Frisch

Fotos © Mela Meierhans